Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Im Laufe der Geschichte änderte sich die Zufuhr von Vitamin B3 grundlegend. Während früher tierische Lebensmittel, vor allem Fleisch, nur in begrenzter Menge den Menschen zur Verfügung standen, hat sich der Fleischkonsum (mit Ausnahme von einigen Entwicklungsländern) mittlerweile vervielfacht.  

Forscher sind der Meinung, dass eine angemessene Vitamin-B3-Versorgung den allgemeinen Gesundheitszustand des Menschen wesentlich verbessern kann. Seine Über- bzw. Unterdosierung kann jedoch Probleme hervorrufen. In zahlreichen Entwicklungsländern, wo der Speiseplan hauptsächlich aus Mais oder Reis besteht, kommt der Vitamin-B3-Mangel bis heute noch oft vor. In  Industrieländern mit einer starken Wirtschaft hingegen konsumieren die Menschen bereits zu viele Vitamin-B3-reiche Lebensmittel. 

Wie veränderte sich der Fleischkonsum im Laufe der Geschichte?  

Mit der Entstehung der Landwirtschaft begann ein rasantes Wachstum der menschlichen Population, die meisten Menschen konsumierten aber weniger Fleisch als früher. Der Fleischkonsum nahm ab dem 19. Jahrhundert wieder zu: In Großbritannien verdoppelte er sich zwischen 1850 und 1960, und zwischen 1960 und 2010 verdoppelte er sich noch einmal. In den meisten Industrieländern beträgt der durchschnittliche jährliche Fleischkonsum ca. 120 kg pro Kopf, während diese Zahl in den Entwicklungsländern kaum 20 kg erreicht. Die Vermutung liegt nahe, dass die wegen des Fleischkonsums wesentlich höhere Vitamin-B3-Zufuhr eine Rolle dabei gespielt hat, dass Erkrankungen infolge Mangelernährung in den Hintergrund getreten sind, während Zivilisationskrankheiten aufgrund von Überernährung zugenommen haben. 

Was ist dem gestiegenen Fleischkonsum zu verdanken?  

Je mehr Fleisch die Menschen aßen, desto mehr nahm auch ihre Körpergröße und Intelligenz zu. Die Häufigkeit der verschiedenen Infektionskrankheiten reduzierte sich jedoch in gleichem Maße. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der degenerativen Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson und Tumorerkrankungen wesentlich, sowie auch die der Allergie- und Autoimmunpatienten. 

Forscher vermuten, dass diese Ergebnisse zum Teil mit der großen Veränderung bei der Vitamin-B3-Zufuhr zu erklären sind. 

Welche schädliche Wirkungen kann Vitamin B3 haben? 

Infolge des ständig hohen Vitamin-B3-Konsums wurden die Bakterien, die mit den Menschen in Symbiose leben und Vitamin B3 herstellen, überflüssig. Ohne sie reagiert aber das Immunsystem auf harmlose Proteine aus der Umwelt und auch auf die eigenen Eiweiße mit einer zu starken Immunantwort. Dem ist es zu verdanken, dass in Ländern, wo Tuberkulose und andere Infektionskrankheiten bis heute häufig vorkommen, Autoimmunkrankheiten äußerst selten sind. In den Ländern jedoch, wo diese nicht anwesend sind, ist Autoimmunität wesentlich häufiger geworden. 

Zwar ist es noch umbestritten, aber es gibt viele wissenschaftliche Belege für die "Hygiene-Hypothese", wonach bestimmte Mikroorganismen, die sich zusammen mit der Menschheit entwickelt hatten, in der Kindheit bei der Ausbildung von Immuntoleranz helfen. Der Verlust dieser "alten Freunde" macht uns besonders anfällig gegenüber verschiedenen Allergien. 

Außerdem steigert die ständig hohe Vitamin-B3-Zufuhr (z. B. eine fleischreiche Ernährung, kombiniert mit Vitamin-B-reichen Nahrungsergänzungsmitteln) die Aktivität eines Enzyms namens NNMT, dessen hoher Pegel mit der Parkinson-Krankheit, mit dem metabolischen Syndrom und mit bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht werden kann. Darüber hinaus kann eine chronisch hohe Vitamin-B3-Zufuhr auch weitere Stoffwechselprozesse negativ beeinflussen, sowie auch die Zusammensetzung der Darmflora negativ verändern.  

Es ist ziemlich erstaunlich, welch komplexe Wirkungen auch nur ein Vitamin auf den Organismus haben kann. Die Zufuhr von Vitamin B3 ist äußerst wichtig, es kann jedoch vorkommen, dass in modernen Gesellschaften bereits zu viel davon verzehrt wird, was verschiedene negative Konsequenzen haben kann, ebenso wie eine zu geringe Zufuhr in Entwicklungsländern. 

Für den idealen Vitamin-B3-Pegel ist höchstwahrscheinlich wichtig, nicht Unmengen an Fleisch zu konsumieren, und wenn doch, dann sollte es mit keiner weiteren Vitamin-B3-Quelle ergänzt werden. Sollte der Ernährungsplan hauptsächlich auf pflanzlicher Basis zusammengestellt sein, dann kann Vitamin B3 zugeführt werden, bis eine Menge von täglich 15-20 mg erreicht ist.  

  1. Hill LJ, Williams AC. Meat Intake and the Dose of Vitamin B3 - Nicotinamide: Cause of the Causes of Disease Transitions, Health Divides, and Health Futures? Int J Tryptophan Res. 2017 May 3;10:1178646917704662. doi: 10.1177/1178646917704662. PMID: 28579801; PMCID: PMC5419340. 

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