Welche ist die beste Form von Vitamin B5?
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Bence Szabó Gál

Bence Szabó Gál

Wissenschaftlicher Leiter

Pantethin, ein Vitamin-B5-Analogon, das in unseren Lebensmitteln nicht vorkommt, ist 10-mal teurer, jedoch höchstens genauso gut wie einfache Pantothensäure/Pantothenat (z. B: Ca-Pantothenat), da es bei oraler Einnahme von vornherein zu 100 % in Pantothensäure umgewandelt wird, bevor es in den Blutkreislauf gelangt, und seine Verwertung weniger gut ist, als die der Pantothensäure (z. B: Ca-Pantothenat). In pharmakologischen/supraphysiologischen (riesigen) Dosen hat Pantethin solche Wirkungen, die das Vitamin B5 in keiner Dosis hat. Diese Wirkungen von Pantethin sind jedoch nicht auf seine Fähigkeit zurückzuführen, sich in Vitamin B5 umzuwandeln, oder auf seine Fähigkeit, den Spiegel des aus B5 gebildeten aktiven Coenzyms (CoA) zu erhöhen, also nicht darauf, dass es eine "aktivere" oder besser verwertbare Form von Vitamin B5 ist, sondern auf die Tatsache, dass es im Körper zu Cysteamin abgebaut wird. Als Vitamin B5 ist die Verwendung von Pantethin in keiner Weise der einfachen Pantothensäure vorzuziehen. Obwohl Pantethin in supraphysiologischen/pharmakologischen Dosen andere therapeutische Wirkungen als Vitamin B5 hat, wäre seine Verwendung als Vitamin B5 nur als Teil eines Nanokolloid-Systems oder möglicherweise als Injektion in hohen Dosen sinnvoll, da es oral im Dünndarm schneller in Pantothensäure umgewandelt wird, als es in den Blutkreislauf gelangt. Die Verwendung von Pantethin als nebenwirkungsfreie Cysteaminquelle ist in vielen Fällen wirksam (z. B. zur Cholesterinsenkung), hat aber in Präparaten als Vitamin-B5-Quelle nichts zu suchen. Es ist kein Problem, wenn es ein Bestandteil ist, aber es macht die Produkte nur unnötig teuer, also spielt es einzig eine Marketingrolle. 

Formen von Vitamin B5 und ihre Aufnahme

In Lebensmitteln liegt Vitamin B5 hauptsächlich in Form von Coenzym A (CoA) und 4- Phosphopantethein vor und nur zu einem geringen Teil in Form von Pantethein und Pantothensäure. [1,3,5,6] CoA ist die bereits fertige, "aktivste" Form von B5, d. h. es ist das Coenzym selbst, die endgültige Form, in die B5 in den Zellen umgewandelt wird. Das 4- Phosphopantethein ist die Form 2 Schritte vor CoA. Wie die Vitamine B1, B2 und B3 wird Vitamin B5 also hauptsächlich mit der Nahrung in der Form aufgenommen, in die es später in den Zellen umgewandelt wird, also als fertiges Coenzym. Das ist natürlich, denn das, was der Mensch isst, ist auch ein Lebewesen, und diese beinhalten diese Vitamine, weil sie sie brauchen (ihre Zellen), und sie produzieren sie nicht für uns, sondern ihre Zellen verwenden sie ebenso in ihrer fertigen Form. Aber der Mensch kann sie nicht direkt verwenden, sie gelangen nicht einfach aus den Zellen der verzehrten Lebensmittel in unsere Zellen. Sie müssen   zunächst im Verdauungstrakt in ihre einfachsten Formen zerlegt werden, damit sie durch die Darmzellen in den Blutkreislauf und dann systemisch über die Blutbahn n die Zellen gelangen. Bei B1 ist die Form, die von den Zellen absorbiert/verwertet/aufgenommen werden kann das Thiamin, bei B2 das Riboflavin, bei B3 das Niacin/Niacinamid und bei Vitamin B5 die Pantothensäure/Pantothenat. Zunächst werden also die fertigen Formen in die primitivste/einfachste/kleinste Form zerlegt, damit sie zu und in die Zellen gelangen können, wo dann aus der einfachsten Form erneut die fertige Form aufgebaut wird.

Quelle: der erste Hinweis

In Nahrungsergänzungsmitteln erhältliche Formen von Vitamin B5

In Nahrungsergänzungsmitteln wird Vitamin B5 in der Regel in Form von Natrium- oder Calcium-Pantothenat verwendet, das nach dem Schlucken oder Auflösen sofort in Natrium und Calcium bzw. Pantothensäure zerfällt (dissoziiert). Dexpanthenol ist eine weitere Form, die aber eher in Cremes verwendet wird, weshalb ich darauf nicht näher eingehe. Und Pantethin ist eine neu zugelassene Form von Vitamin B5, das praktisch ein künstliches Analogon von Vitamin B5 ist, da es in   Lebensmitteln nicht vorkommt. 2 Pantetheinmoleküle bilden 1 Pantethinmolekül. Pantethein ist eine Form von Vitamin B5, die auch in der Nahrung vorkommt. Nach der Einnahme wird Pantethin im Dünndarm vor seiner Resorption zuerst in Pantethein und dann zu einfacher Pantothensäure (Pantothenat) abgebaut. [1,3,4,5,6] Ein Teil davon wird bereits im Dünndarm durch das reichlich vorhandene Enzym Pantetheinase zu Pantothensäure abgebaut, während ein Teil davon von den Darmzellen als Pantethein aufgenommen werden kann, wenn die Dosis hoch ist und nicht genügend Enzym im Darmlumen vorhanden ist, um es umzuwandeln, aber in diesem Fall sind es die Darmzellen, die das aufgenommene Pantethin zu Pantothensäure abbauen. [5,6] Schließlich gelangt Pantethin nur dann in den Blutkreislauf, wenn es zu Pantothensäure abgebaut wird. Dies wurde sowohl bei Menschen als auch bei Tieren untersucht. Beim Menschen konnte Pantethin selbst bei extremen Dosen (1000 mg/kg) nicht einmal in Spuren in die Blutbahn gelangen, sondern nur als Pantothensäure. [1,4] In einer anderen Studie wurde die Verwertung von Pantethin und Ca-Pantothenat verglichen. [6] Obwohl die Absorption von Pantethin selbst etwas besser zu sein scheint, wurde es schneller ausgeschieden, so dass am Ende sogar im Vergleich zu Ca- Pantothenat eine zweifache Dosis Pantethin den B5-Blutspiegel nur um 18 % mehr   erhöhte, was zu dem Schluss führte, dass Pantethin zwar auch eine gute Verwertung hat, aber hinter der von   Ca-Pantothenat zurück bleibt oder höchstens die gleiche ist. [6]

Warum Pantethin nicht besser ist als Pantothensäure

Daraus geht hervor, dass oral eingenommenes Pantethin keinen Vorteil gegenüber einfacher Pantothensäure darstellt, sondern nur einen Nachteil hinsichtlich der Erhöhung des CoA-Spiegels, d mit anderen Worten des Vitamins B5. Es gab jedoch klinische Studien am Menschen, in denen hohe orale Dosen von Pantethin getestet wurden, um festzustellen, ob es bei Kindern mit so genannten PANK-Mutationen den CoA-Spiegel erhöhen kann. [2] Dabei handelt es sich um ein genetisches Problem, bei dem Pantothensäure von den Zellen nicht in aktives CoA umgewandelt werden kann; unter einer Million sind ein-zwei Menschen betroffen, und die Mutation verursacht eine neurologische Erkrankung namens PKAN. Eine Behandlung mit Pantethin bei Fruchtfliegen, die eine PANK-Mutation aufwiesen, überbrückte dieses Umwandlungsproblem, weshalb es auch beim Menschen ausprobiert wurde. [2] Ich nehme an, dass es einfacher war, es oral statt intravenös zu verabreichen, obwohl mich das überrascht, denn bereits frühere Studien haben gezeigt, dass die orale Verabreichung keinen Vorteil gegenüber einfachem Ca-Pantothenat hat. Und so war es dann auch:

Kinder mit PANK-Defekten erhielten sechs Monate lang 60 mg/kg Pantethin pro Tag (eine sehr massive Dosis, das sind umgerechnet auf einen 60 kg schweren Erwachsenen 3600 mg/Tag). Der erwartete Anstieg des CoA-Spiegels blieb aus und war am Ende der Studie niedriger als zu Beginn. Es ist vorstellbar, dass es dazu beigetragen hat, die Verschlechterung ihres Zustands abzumildern, also, dass es eventuell die Geschwindigkeit des Rückgangs ihrer CoA-Werte verlangsamt hat, aber das hätte auch die einfachen Pantothensäure (z. B: Ca-Pantothenat) bewirkt, da selbst bei einem PANK-Enzymdefekt der nicht Null ist, nicht nur Umwandlungseffizienz schlecht ist.

Obwohl, wie wir gesehen haben, Pantethin als Vitamin B5-Quelle (für die CoA-Erhöhung) nicht besser und sogar etwas schlechter als z.B. Ca-Pantothenat ist, scheint es für andere Zwecke eine sehr nützliche Verbindung zu sein, aber nur in großen pharmakologischen/supraphysiologischen Dosen, in der Größenordnung von etwa 1000 mg pro Tag. In dieser Dosis hat es eine gute Wirkung auf den Cholesterin- und Triglyceridspiegel und auf alles andere, worauf auch der (natürliche) pharmakologische Wirkstoff Cysteamin wirkt. Pantethin kann praktisch als ein Cysteamin mit verlängerter Absorption angesehen werden, da das aus ihm freigesetzte Pantethin in Pantothensäure und Cysteamin zerlegt wird. [1,4] Seine Wirkung ist, anders als die von Vitamin B5, auf den Abbau zu Cysteamin zurückzuführen. Obwohl Cysteamin wirksamer ist als Pantethin, ist Cysteamin für viele Menschen ein pharmakologischer Wirkstoff mit schwer verträglichen Nebenwirkungen, während Pantethin von allen gut vertragen wird und praktisch keine Nebenwirkungen hat. [4] Pantethin ist ein hervorragender Wirkstoff zum Ersatz von Cysteamin (z. B. bei Störungen des Cystinstoffwechsels) oder zur Cholesterinkontrolle. Seine Verwendung als Vitamin B5 ist es jedoch 10 x teurer als das viel untersuchte Ca-Pantothenat, aber in keiner Hinsicht besser.

Zusammengefasst

Pantethin sollte nicht als Vitamin-B5-Quelle betrachtet werden, denn obwohl es eine Vitamin-B5-Quelle ist, ist seine Verwendung zu diesem Zweck (zur Erhöhung des CoA-Spiegels) um ein Haar schlechter als die des bewährten Ca-Pantothenats. Es sollte als nebenwirkungsfreie Alternative zu Cysteamin in Betracht gezogen werden. In einer Tagesdosis von etwa 1000 mg hat es unter anderem eine blutfett- / cholesterinregulierende Wirkung. In niedrigeren Dosen dient es jedoch nur als Vitamin-B5-Quelle, ist dafür aber etwas weniger gut und kostet zehnmal so viel (Ca-Pantothenat ist von Natur aus teuer, d. h. wenn es in einem Produkt durch Pantethin ersetzt wird, erhöht sich dessen Verbraucherpreis unnötig und erheblich).

  1. Czumaj A, Szrok-Jurga S, Hebanowska A, Turyn J, Swierczynski J, Sledzinski T, Stelmanska E. The Pathophysiological Role of CoA. International Journal of Molecular Sciences. 2020; 21(23):9057. https://doi.org/10.3390/ijms21239057 

  2. Chang X, Zhang J, Jiang Y, Yao B, Wang J, Wu Y. Pilot trial on the efficacy and safety of pantethine in children with pantothenate kinase-associated neurodegeneration: a single-arm, open-label study. Orphanet J Rare Dis. 2020;15(1):248. Published 2020 Sep 14. doi:10.1186/s13023-020-01530-5 

  3. Yoshii K, Hosomi K, Sawane K, Kunisawa J. Metabolism of Dietary and Microbial Vitamin B Family in the Regulation of Host Immunity. Front Nutr. 2019;6:48. Published 2019 Apr 17. doi:10.3389/fnut.2019.00048 

  4. Wittwer CT, Gahl WA, Butler JD, Zatz M, Thoene JG. Metabolism of pantethine in cystinosis. J Clin Invest. 1985;76(4):1665-1672. doi:10.1172/JCI112152 

  5. National Institute of Health, Pantothenic acid Fact Sheet for Health Professionals 

  6. Scientific Opinion of the Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food (ANS) on a request from the Commission on pantethine as a source for pantothenic acid added as a nutritional substance in food supplements. The EFSA Journal (2008) 865, 1-20. 

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