Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Eisenmangel ist der häufigste Mineralstoffmangel der Welt, (1) in westlichen Ländern ist er jedoch nur in bestimmten Lebensphasen typisch, sodass eine Eisenergänzung für die meisten Menschen unnötig und sogar gefährlich wäre. Überschüssiges Eisen kann nicht einfach ausgeschieden werden, und da Eisen nicht nur für uns, sondern auch für diverse Krankheitserreger lebensnotwendig ist, kann eine unvorsichtige Ergänzung leicht zu Infektionen und Nebenwirkungen im Verdauungssystem führen, weshalb viele Menschen gezwungen sind die Einnahme vorzeitig abzubrechen. (3)

Eisenmangel ist äußerst schädlich und verursacht unzählige Probleme, insbesondere in der Schwangerschaft, da dort auch die Gesundheit des Fötus gefährdet ist. Während der Schwangerschaft tritt ein Eisenmangel deutlich häufiger auf: Laut Umfragen sind in dieser Zeit selbst in Wohlstandsländern fast ein Viertel der Einwohner davon betroffen, während in ärmeren Ländern, in denen viel weniger eisenreiche Nahrung zur Verfügung steht, mehr als die Hälfte der Schwangeren an dieser Mangelkrankheit leiden können. (4)

Interessanterweise kann eine traditionelle Eisenergänzung auch in diesem Fall viele Nachteile haben, aber zum Glück gibt es eine viel bessere Option, die den Eisenspiegel effektiver erhöht und die negativen Auswirkungen durch Eisenmangel auch effektiver beseitigt als die Eisenergänzung selbst, aber keinen von deren negativen Aspekten aufweist. Sie ist im Gegensatz dazu besonders wirksam und hat antibakterielle, antivirale, antimykotische und entzündungshemmende Wirkungen. Dabei handelt es sich um Lactoferrin, das sich in unzähligen klinischen Studien bewährt hat und so gute Ergebnisse lieferte, dass laut Meinung der Forscher anstelle einer herkömmlichen Eisenergänzung jedem Lactoferrin empfohlen werden sollte. Es ist damit der wirksamste und vielleicht einzig sichere Weg der Eisenergänzung.

Was ist Lactoferrin und warum ist es so wirksam?

Lactoferrin ist ein Protein, das in der Muttermilch und in verschiedenen Körperflüssigkeiten vorkommt. Es wird von unserem Körper produziert, um sich vor verschiedenen Infektionen zu schützen, vor allem durch seine Wirkung auf Eisen. (5) Lactoferrin sorgt dafür, dass Eisen an die richtigen Stellen im Körper gelangt und für Krankheitserreger unzugänglich wird, sodass sie sich mangels Eisen nicht vermehren können, und darüber hinaus trägt es auch auf andere Weisen zum Funktionieren des Immunsystems bei.

Beispielsweise hemmt es die Biofilmbildung, die eine der effektivsten Waffen von Bakterien im Kampf gegen Immunzellen ist. (5) Der Biofilm ist eine Hülle, in der sich Bakterien vor Immunzellen verstecken können und wenn er erfolgreich aufgebaut ist, ist es viel schwieriger, die Bakterien zu zerstören, selbst mit Antibiotika. Nicht umsonst ist die Konzentration von Lactoferrin in der Muttermilch am höchsten, denn in dieser kritischen Lebensphase ist es besonders wichtig, dass sich die Darmflora richtig entwickelt und sich keine unerwünschten Bakterienstämme ansiedeln.

Lactoferrin wirkt auch auf Entzündungsprozesse ganz anders als Eisen. Während große Mengen an freiem Eisen Entzündungen verstärken und negative Wirkungen haben, bindet Lactoferrin freies Eisen schnell und trägt nachweislich dazu bei, dass diese unerwünschten Prozesse unsere Zellen bzw. Gewebe nicht unkontrolliert schädigen. Die starke entzündungshemmende Wirkung von Lactoferrin wurde in mehreren Studien nachgewiesen. (5)

Die Auswirkungen von Lactoferrin bzw. Eisenergänzung auf den Eisenmangel

Eisenmangel lässt sich leicht mit Hilfe eines Bluttests feststellen, wird hauptsächlich anhand eines niedrigen Hämoglobinwertes diagnostiziert, es ergibt aber ein viel genaueres Bild, wenn alle Werte untersucht werden. Obwohl eine Eisenergänzung auch die Eisenversorgung des Körpers und den Hämoglobinspiegel erhöht, kommen die bereits erwähnten Nebenwirkungen sehr häufig vor und eine langfristige Anwendung der Ergänzung ist aufgrund ihrer Wirkung auf Infektionen gefährlich.

Lactoferrin allein liefert sehr wenig Eisen, es wurde jedoch beobachtet, dass es die Eisenversorgung unseres Körpers äußerst effektiv verbessert und auch den Hämoglobinspiegel erhöht. All dies geschieht durch die äußerst komplexen Wirkungen des Eisens auf den Stoffwechsel, es funktioniert also als eine Art Regulationssystem, das einerseits verhindert, dass sich Eisen dort festsetzt, wo es negative Wirkungen hätte, andererseits sorgt es dafür, dass es immer verfügbar ist, wo es gebraucht wird.

In mehreren Studien wurde eine Eisenergänzung mit Lactoferrin verglichen, wobei letzteres immer als Sieger hervorging. In einer 2014 veröffentlichten klinischen Studie erhielten fast 300 Schwangere mit Eisenmangel täglich 200 mg Lactoferrin oder 520 mg Eisensulfat und man wollte herausfinden, wie sich ihre Blutwerte in Bezug auf die Eisenversorgung dadurch veränderten. Zudem wurde auch die Häufigkeit von Entzündungsprozessen und Schwangerschaftskomplikationen untersucht. (6) Nur die Lactoferrinergänzung führte zu einer signifikanten Besserung, die den Eisenmangel effektiv beseitigte, eine Eisensulfatergänzng hingegen nicht. Die Höhe eines bestimmten Entzündungswertes nahm wegen Lactoferrin ab, während sie mit Eisenergänzung zunahm. Leider brachen viele Mitglieder der Eisensulfatgruppe die Studie wegen der vielen Nebenwirkungen vorzeitig ab und fünf Schwangere erlitten leider eine Fehlgeburt. Testpersonen, die eine Lactoferrinergänzung bekamen, spürten keine Nebenwirkungen, und obwohl ihre Gruppe aus etwas mehr Teilnehmern bestand, gab es keine einzige Fehlgeburt.

Eine 2017 veröffentlichte Metaanalyse fasste die Ergebnisse von 4 ähnlichen Studien zusammen, und die Autoren kamen zu einem ähnlichen Schluss. Lactoferrin erhöht die eisenbezogenen Blutwerte, den Hämoglobin-, Ferritin- und Serumeisenspiegel effektiver als die Eisenergänzung selbst, aber im Gegensatz dazu verursacht es keine unangenehmen Nebenwirkungen auf das Verdauungssystem, sodass seine Anwendung daher sicher und alles in allem besser ist. (7) 

  1. Stoltzfus RJ. Iron deficiency: global prevalence and consequences. Food Nutr Bull. 2003 Dec;24(4 Suppl):S99-103. doi: 10.1177/15648265030244S206. PMID: 17016951. 

  2. Murray MJ, Murray AB, Murray MB, Murray CJ. The adverse effect of iron repletion on the course of certain infections. Br Med J. 1978 Oct 21;2(6145):1113-5. doi: 10.1136/bmj.2.6145.1113. PMID: 361162; PMCID: PMC1608230. 

  3. Nguyen M, Tadi P. Iron Supplementation. [Updated 2021 Sep 29]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK557376/ 

  4. Garzon S, Cacciato PM, Certelli C, Salvaggio C, Magliarditi M, Rizzo G. Iron Deficiency Anemia in Pregnancy: Novel Approaches for an Old Problem. Oman Med J. 2020;35(5):e166. Published 2020 Sep 1. doi:10.5001/omj.2020.108 

  5. Rosa L, Cutone A, Lepanto MS, Paesano R, Valenti P. Lactoferrin: A Natural Glycoprotein Involved in Iron and Inflammatory Homeostasis. Int J Mol Sci. 2017;18(9):1985. Published 2017 Sep 15. doi:10.3390/ijms18091985 

  6. Paesano R, Pacifici E, Benedetti S, Berlutti F, Frioni A, Polimeni A, Valenti P. Safety and efficacy of lactoferrin versus ferrous sulphate in curing iron deficiency and iron deficiency anaemia in hereditary thrombophilia pregnant women: an interventional study. Biometals. 2014 Oct;27(5):999-1006. doi: 10.1007/s10534-014-9723-x. Epub 2014 Mar 4. PMID: 24590680. 

  7. Abu Hashim H, Foda O, Ghayaty E. Lactoferrin or ferrous salts for iron deficiency anemia in pregnancy: A meta-analysis of randomized trials. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2017 Dec;219:45-52. doi: 10.1016/j.ejogrb.2017.10.003. Epub 2017 Oct 4. PMID: 29059584. 

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